Peace Bike Tour – 6400 km

Die Peace Bike Tour

Christoph Roller (68), Pfarrer im Ruhestand aus Kamp-Lintfort startete am 1.11.2023 die Peace Bike Tour von Kamp-Lintfort nach Abéné im Senegal. Auf dieser Radtour wollte er mit Menschen aus allen Ländern darüber sprechen, wie Frieden geht.

Wir möchten Ihnen hier über viele seiner Erlebnisse berichten. Wenn Sie direkt mit Christoph Roller in Kontakt treten möchten, dann schreiben Sie ihm per WhatsApp oder telefonieren mit ihm über eine seiner beiden Nummern: +49 15 901 484 239. S oder +49176 466 58740. Jetzt, nach seiner Tour, gibt es auch viele Gelegenheiten, ihm zuzuhören, wenn er über seine Erfahrungen berichtet. Sprechen Sie ihn gerne darauf an.

Einen ausführlichen Bericht der Peace Bike Tour finden Sie im Dokument Peace Bike Tour_Europa und Peace Bike Tour Afrika.

Viele der Friedensbotschaften finden Sie auf unsrem YouTube Kanal in der Playlist der Peace Bike Tour

Start der Peace Bike Tour

Die Tour begann am Dienstag, den 31. Oktober 2023, also dem Reformationstag, mit einem Gottesdienst in der Christuskirche in Lintfort. Am 1. November ging es dann los.

Kamp-Lintfort - Abéné -- Peace Bike Tour - Flyer - deutsch Stand 27.09.-1
Kamp-Lintfort - Abéné -- Peace Bike Tour - Flyer - deutsch Stand 27.09.-2

Jede Stunde war verplant. Christoph Roller wurde in Grefrath von alten Freunden und dem Bürgermeister empfangen. Auch viele Menschen, denen der Frieden sehr am Herzen liegt, waren gekommen.

Auch in unserer Kirchengemeinde haben wir uns sehr über einen Besuch von Christoph Roller gefreut. Er wurde empfangen von

  • Pfarrer im Ruhestand Peter Muthmann
  • einigen Presbytern, also den Mitgliedern des Kirchenrates der Gemeinde
  • den Konfirmanden
  • und natürlich auch von vielen anderen Menschen
Konfirmanden sprühen Friedenstauben
Friedenstauben auf den Steinen vor der Kirche

Die Konfirmanden sprühen Friedenstauben auf den Vorplatz der Kirche.

Christoph Roller mit Pfarrer i.R. Peter Muthmann und Presbyther Uwe Sieck.

Unsere Friedensbotschaft

Möge Gottes Frieden mit Dir reisen!
Schutzlos gegen die äußeren Bedingungen wie Du erscheint uns der Friede. Langsam breitet er sich aus, so wie Du auf dem langen Weg mit dem Fahrrad. Ein bisschen verrückt wirken die, die daran festhalten:
„Wir wollen Frieden auf Erden.“
Aber er ist da. Und langsam breitet er sich aus. Mit Dir reist er durch Kulturen, Sprachen, Kontinente – und über Deine Botschaften zu uns zurück:
„Lassen wir uns anstecken, so verrückt zu sein, dem Frieden bei uns Raum zu geben.“

gestickte Friedenstaube

Diese Friedenstaube soll ihn auf seiner Reise begleiten.

Im nächsten Video sehen Sie den Reisesegen, den unser Pfarrer im Ruhestand Peter Muthmann Christoph Roller mit auf den Weg gegeben hat.

Christoph Roller mit seinem Fahrrad für die Peace Bike Tour

Frankreich

Der nächste Teil der Reise führte Christoph Roller durch Frankreich. Die Tour ging über Brüssel nach Cambrai, der Partnerstadt von Kamp-Lintfort. Anschließend hatte er in Paris einen Tag Pause. Dann ging es weiter nach Orleans, Tours, Poiters, Angouleme und schließlich nach Bordeaux.

Nein, es ist noch nicht die finale Einfahrt der Peace Bike Tour – In Abéné

Christoph Roller besingt den Eifelturm

Die Gegend führte überall Wasser, wo es normalerweise nicht hingehört. Ganze Gebiete waren überschwemmt.

„In der Regel fuhr ich den ganzen Tag alleine und traf auf keine Menschenseele, auch nicht in den Dörfern und Kleinstädten. Selbst die teilweise gut ausgebauten Departement-Straßen hatte ich oft für mich alleine. Man wollte nirgendwo liegenbleiben, um vielleicht erst nach Tagen gefunden zu werden.“

Über die Pyrenäen

Die Pyrenäen waren eine besondere Herausforderung. So waren es an einem Tag 80 km bei 950 Höhenmetern und am nächsten 70 km bei 1.200 Höhenmetern.

Der Berg war so steil, dass ich das Gefühl hatte, dass ich gleich vorne über den Lenker falle.

Nicht immer kann man den Navigationssystemen trauen. So führte eines auf einen Weg, bei dem selbst zu Fuß kein Durchkommen war. Ein anderes wies schlicht in die falsche Richtung, so dass Christoph Roller an dem Tag mehr als 40 km Umweg hatte. Und dann kam das:

Ein Felgenriss

Ein Felgenriss, aber nicht das Ende der Peace Bike Tour

Auf nach Madrid

Da das Navigationssystem doch recht abenteuerliche Fahrradrouten vorgeschlagen hat, bevorzugt Christoph Roller nun Autorouten. Doch nicht immer ist das möglich.

Eine wunderschöne Landschaft - doch anstrengend zu fahren

Eine wunderschöne Landschaft – doch schwer zu fahren.

Am nächsten Tag hat Christoph Roller einen sehr guten Fahrradladen gefunden, dessen freundlicher Besitzer sogar noch englisch gesprochen hat. Dort gab es ein neues Hinterrad und auch die eine oder andere Reparatur wurde für kleines Geld durchgeführt. Hervorragend war auch, dass alles bereits am nächsten Tag fertig war.

In Madrid gab es viel zu sehen – wenn es auch aufgrund der Verzögerung schon recht spät und somit bereits dunkel war.

Madrid bei Nacht

Madrid bei Nacht

Die Friedenskirche - "Iglesia de la Paz" - in Madrid

Die Friedenskirche – „Iglesia de la Paz“ – in Madrid

Brücke gesperrt und Irrfahrt zum Hotel

Toledo ist eine tolle Stadt, aber alles super steil. Da war absteigen und schieben angesagt.

„Toll fand ich allerdings nicht, dass die Brücke über den Fluss gesperrt war, über die ich musste. Da war meine Tolleranzgrenze schnell erreicht. Eine Alternative war nicht leicht zu haben und hat viel Batterie gekostet.“

Stadtbild Toledo mit Fluss Tajo

Stadtbild Toledo mit Fluss Tajo

Da das Fahrrad in den letzten Tagen öfters hingefallen war, war das Aluminiumgestänge des Lenkerkorbes an einer Stelle ganz durchgebrochen.

„In Toledo hatte ich schon Pech und in Sonseca auch, obwohl es dort einen Fahrradladen gab. Meine Erfindungskünste, wie man mit abgebrochenem Löffelstiel, ausgedienten Kabelbindern, Klopapier, Sekundenkleber und Jaffa-Tape dann doch wieder stabile Verbindungen hinbekommt, wachsen täglich.“

In Cañada de Calatrava war eine lange Suche nötig, um endlich die Zieladresse zu finden. Hier passte die angegebene Adresse nicht zur Wirklichkeit. UNd kurz vor dem Ziel gab es dann noch einen Plattfuss, so dass wieder schieben angesagt war.

„Ein freundlicher Mann hat mir geholfen. Er wollte mich auch unbedingt ins Fernsehen bringen. Mit dem Fernsehen, das klappte nicht mehr, weil ich keine Zeit dort verbringen wollte und der nächste Morgen ein Sonntag war. Was dabei dann doch herausgekommen ist, findet Ihr unter https://www.lanzadigital.com/provincia/canada-aleman-ruta-bicicleta/. Lasst es Euch in der Webseite übersetzen.
In der Nacht habe ich dann mein Rad geflickt und auch den kleinen Nagel als Übeltäter gefunden und aus dem Mantel herausgezogen.“

Durch Olivenhaine nach Córdoba

Endlich gab es mal einen Tag ohne Probleme. Die Fahrt führte durch Olivenhaine über den Oelberg in die Orangenparadiese. Auch das Hotel war schnell zu finden. es lag mitten im Zentrum, war gut ausgestattet und kostete nur 32 EUR pro Nacht.

Cordoba bei Nacht

Cordoba bei Nacht

Geschäft mit vielen Kleinigkeiten in Cordoba

Geschäft mit vielen Kleinigkeiten in Cordoba

Posaunenchor und Bergritt

In Osuna hat Christoph Roller an einer Übungsstunde des Posaunenchors teilgenommen. Die üben dort das ganze Jahr für die Semana Santa (Heilige Woche).

Beim Abendessen beobachtete Christoph Roller den überaus freundlichen Umgang der Bedienung untereinander und mit den Kunden.

„…viel Lachen und Humor sagte mir, das müssen glückliche Menschen sein… Ich fragte ihn, ob sie glückliche Menschen wären, was er bejahte. Als ich am Ende für das Abendessen und die Getränke bezahlen wollte, sagte Fernando, dass er es bezahlen würde. „Für den Frieden“, sagte er.“

Der nächste Tag bracht 1650 Höhenmeter! Das haben die Batterien nicht ganz geschafft, so dass Christoph Roller unterwegs in einem Lokal nachladen musste.

Wunderschöne Lanschaft - 12km vor Almargen

Wunderschöne Lanschaft – 12km vor Almargen

Wer denkt, dass das der Rekord war – weit gefehlt. Gleich am Tag danach brachte unglaubliche 1.760 m rauf und 2.490 m runter!

Die Höhenanzeige von Komoot. Es geht wirklich steil bergab.

Die Höhenanzeige von Komoot. Es geht wirklich steil bergab.

„Leider waren mal wieder 5 km Steinhubbelpiste dabei. Das geht voll aufs Material. Die Erschütterungen waren so stark, dass ich nicht gemerkt habe, das mein Seitenspiegel herausgeschüttelt wurde und seitdem verschollen ist.

Angekommen in Algeciras war schon überall Weihnachtsstimmung.

Der große Weihnachtsbaum in Algericas - Gesamtansicht

Der große Weihnachtsbaum in Algericas – Gesamtansicht

Der große Weihnachtsbaum in Algericas - Detailansicht

Der große Weihnachtsbaum in Algericas – Detailansicht

Afrika im Blick

Weiter geht es bis nach Abéné zu zweit.

„Abends nach 22 Uhr konnte ich Dieter am Bahnhof abholen, der in einer Mischung von Bahn- und Flixbusfahrten eine Odyssee von Basel über Paris, Irun, Madrid, Ronda bis Algeciras hinter sich hatte.
Schön, dass wir nun zu zweit das Erlebte teilen können.“

Dieter und Cristoph am Bahnhof

Dieter und Cristoph am Bahnhof – Nun sind sie zu zweit auf der Peace Bike Tour.

Am nächsten Tag können beide schon einen ersten Blick auf Afrika werfen.

Hier sieht man schon Afrika

Hier sieht man schon Afrika

Endlich in Afrika!

Es ist geschafft, Pfarrer im Ruhestand Christoph Roller ist am 03.12.2023 auf seiner Friedensfahrt in Afrika angekommen. Im Süden Spaniens hat er sich mit seinem Freund Dieter Sehburger getroffen und nun fahren beide gemeinsam mit ihren eBikes in den Senegal und sammeln auch dort Friedensbotschaften.

Auf dem Boot erkennt man bereits die Stadt Tanger, die erste Stadt auf dem afrikanischen Kontinent.
Tanger voraus
Nun ist Christoph Roller schon fast in Tanger angekommen. Die Stadt ist schon gut zu erkennen.
Tanger zum Greifen nah
Alte Fotocameras und Videorecorder - Hier findet jeder das richtige Modell.
Hier findet jeder das richtige Modell.

Von Tanger nach Casablanca

Immer wieder reißen Fahrradspeichen, die dann gekauft und montiert werden müssen. Auch setzte immer wieder die Elektrik vom Fahrrad aus. Doch wird dies ausgeglichen durch die große Freundlichkeit, mit der die beiden Radfahrer empfangen wurden.

„In Marokko geht es super freundlich ab. Die Leute rufen uns grüßend auf den Straßen bei der Durchfahrt hinterher. Die Kinder winken. Manche kleinen Radfahrer versuchen einen unelektrischen Spurt mit uns aufzunehmen.“

Der Kilometerzähler des Fahrrads zeigt 3.333,3 km - Eine tolle Leistung! Und die Hälfte ist geschafft.
3.333,3 km – Eine tolle Leistung! Und die Hälfte ist geschafft.
Christoph Roller mit seinem Fahrrad an der Ausfahrt von Rabat
Christoph Roller an der Ausfahrt von Rabat

Angekommen in Casablanca ist es natürlich ein absolutes MUSS, Rick’s Café zu besuchen.

Im berühmten Rick's Café aus dem Film Casablanca.

Ein besonders interessante Friedensgeschichte erzählte Pastor Mamadou Thomas Diouf in Casablanca

Pastor Mamadou Thomas Diouf und Christoph Roller in Casablanca
Pastor Mamadou Thomas Diouf und Christoph Roller in Casablanca

Irrfahrt zur nächsten Unterkunft

Am nächsten Morgen ging es weiter. Nur leider hatte Christoph Roller mit Durchfall zu kämpfen.

„Mit Durchfall und einem dadurch geschwächten Körper Fahrrad zu fahren ist allerdings grenzwertig. Eigentlich wollte ich immer nur schlafen, was sich auf dem Rad nicht so anbietet.“

Die Fahrt nach dem Nächsten Ort Settat war voller Überraschungen:

  • Das Fahrrad hatte wieder einmal einen Plattfuß
  • Christoph Roller hatte seine Gitarre vergessen und musste 5 km zurückfahren, u diese wieder zu holen.
  • Die beiden Fahrradfahrer haben sich aus den Augen verloren, schließlich aber über WhatsApp wieder zusammengefunden.

Die erste Unterkunft gab es mit dieser Adresse nicht. Schnell wurde eine zweite Unterkunft gebucht. Aber auch die gab es an der angegebenen Adresse nicht. Wieder ein Speichenriss und auch die dritte Adresse war nicht die gewünschte Unterkunft.

Schließlich hat ein sehr netter Mann, Kalite, mit ein paar Jungs geholfen und immer wieder mit viel Humor und guter Laune die Stimmung gehoben.

„Sollten wir nichts finden, würde er und seine Frau für die Nacht umziehen und wir könnten bei ihm schlafen. Immer wieder fiel der Satz: „Macht Euch keine Sorgen.““

Nach langem Suchen haben Sie eine Lösung gefunden. Die Fahrräder wurden in eines der benachbarten Häuser in die 3. Etage durch ein enges Treppenhaus auf einen Balkon getragen. Das Gepäck und die beiden Radfahrer wurden mit dem Auto in ein weiter entferntes Hotel gefahren.

Am nächsten Morgen wurden die beiden Radfahrer von den Helfern der letzten Nacht ganz besonders freundlich empfangen.

„Wir wurden mit Freude erwartet. Uns wurde auf der Straße vor dem Haus ein Frühstück serviert. Alle Helfer der Nacht kamen vorbei. Es war ein super

Nachts am Straßenrand – Fahrrad ohne Hinterrad

Aber auch der nächste Tag verlief nicht problemlos.

„Unterwegs hatte sich schon wieder die ein und andere Speiche verabschiedet, aber das Rad fuhr noch – bis 18 Kilometer vor Ben Guerir. Dann kam der totale Zusammenbruch. Ich konnte gerade noch anhalten und vom Rad springen, als das Hinterrad quasi in sich zusammenbrach. 13 von 32 Speichen waren gerissen. Da war nichts mehr möglich.“

Diesmal aber hatten sie Glück mit der nächsten Unterkunft. Der Gastgeber war schnell telefonisch zu erreichen und war auch kurze Zeit später mit seinem Lieferwagen zur Stelle.

Christoph Roller mit seinem defekten eBike am Straßenrand hinter Settat, nachts um 21:51
Christoph Roller mit seinem defekten eBike am Straßenrand hinter Settat, nachts um 21:51
Christoph Rollers Gastgeber, die ihn bislang noch gar nicht kennen, holen ihn mitten in den Nacht mit ihrem weißen Lieferwagen ab. Diese überwältigende Hilfsbereitschaft ist eine ganz besondere Botschaft des Friedens.
Diese überwältigende Hilfsbereitschaft ist eine ganz besondere Botschaft des Friedens.

Christoph Roller konnte sein Fahrrad in einer Werkstatt, die eigentlich nur Motorräder repariert, reparieren lassen. Leider sind nach kurzer Zeit wieder zwei Speichen gerissen. Also wieder zurück zur Werkstatt. Diesmal hat der Händler das komplette Hinterrad mit neuen Speichen ausgestattet. Und es hat gehalten“

Die Reparatur war unglaublich günstig und der Gastgeber, der die beiden nachts am Straßenrand aufgesammelt hat, wollte überhaupt keinen finanziellen Ausgleich. Das war eine wunderschöne erlebte Friedensgeschichte.

Dar und Spezialist in Ben Guerir im Fahrradladen
Dar, der Spezialist in Ben Guerir im Fahrradladen

Mit Berbern gemeinsam musizieren

In Marrakesch gab es nicht nur einen riesigen Marktplatz mit 1000 Safthändlern. Besonders eindrucksvoll war ein Treffen mit Zakaria und seiner Musikergruppe. Alle waren Berber und hatten ein ganz besonderes Verhältnis zur Wüste. Das hört man auch an der Musik:

Weihnachtsbotschaft aus der Sahara

„Liebe FreundInnen und Freunde, die Ihr unsere Peace Bike Tour mit Euren Gedanken, Euren Wünschen und Gebeten begleitet.

Dieter und ich sind gestern Abend in Laayoune, einem Küstenort der Sahara angekommen und verbringen hier heute den Heiligen Abend, bevor wir morgen etwas ins Ungewisse mit Zelt in die Wüste aufbrechen.

Weihnachten ist die Zeit, in der wir unsere Friedenssehnsüchte in viele Geschichten kleiden, – in der wir etwas offener sind für Botschaften, – in der wir womöglich mal wieder in einen Gottesdienst gehen, Friedensgebeten lauschen, oder sogar selber welche sprechen. Wir haben unterwegs schon einige Friedensbotschaften sammeln dürfen von Menschen, denen wir ganz zufällig auf unserem Weg begegnet sind. Ich habe ja schon welche davon weitergeschickt. Dabei war auch die Geschichte von Pastor Thomas Diouf aus dem Senegal, der in Casablanca seinen Dienst tut. Für alle, die nicht so fit im Englischen sind, möchte ich Euch seine Friedensgeschichte auf Deutsch nacherzählen.

Was soll ich Euch zu Weihnachten und zum neuen Jahr wünschen? Natürlich «Frieden», – für Euch persönlich in den Bezügen, in denen Ihr lebt, – für Menschen, die Euch besonders am Herzen liegen, die Ihr vielleicht in diesen Tagen wiederseht, – für Frieden in Eurer Stadt für Mensch, Tier und Natur, – für den großen Weltfrieden, der in so großer Unordnung ist. Lasst uns nicht nur den Frieden erhoffen, lasst uns ihn leben und dafür arbeiten. Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre Eure Herzen und Sinne. Frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr 2024.

Euer Peace Biker Christoph

Hier erzählt Pfarrer i.R. Christoph Roller seine ganz persönliche Weihnachtsgeschichte, die er aktuell in der Sahara erlebt hat.

Weihnachtsgeschichte in der Sahara Teil 1
Weihnachtsgeschichte in der Sahara Teil 2
Weihnachtsgeschichte in der Sahara Teil 3
Weihnachtsgeschichte in der Sahara Teil 4

Suche nach der neuen Mitte

Ausgerechnet in der Westsahara hat nur der Antrieb vom Fahrrad seinen Geist aufgegeben.

„Vermutlich wird heute die Nabenschaltung gegen eine Kettenschaltung ausgetauscht. Ich bin also auf der Suche nach der neuen Mitte.“

Die Fahrradschaltung und Pfarrer i.R. Christoph Roller
Die Fahrradschaltung und Christoph Roller auf der Suche nach der neuen Mitte

Um das Fahrrad wieder flott zu kriegen, musste er ein kleines Damenfahrrad komplett kaufen, um dort eine alte 7-Gang-Nabenschaltung aus- und in sein Hinterrad einbauen zu lassen.

Auch die nächsten Nächte haben die beiden Radfahrer nicht wie üblich in einem Hotel verbracht. Einmal haben sie vor einer zu teurer Hoteleinrichtung im Zelt geschlafen, den nächsten Tag in einem Moschee-Gebetsraum.

Ein Kamel überquert die Straße
Wildwechsel
Kamele am Wegesrand
Kamele am Wegesrand

Auf der Suche nach dem Schatten

In der nächsten Nacht konnten die beiden Radfahrer wieder in einem guten Hotel übernachten. So waren sie gut gerüstet für den Grenzübertritt nach Mauretanien. Aber alles verlief problemlos. Sie mussten lediglich mehrmals ihren Pass zeigen und eine Visagebühr von 55 EUR zahlen. Es gab keine verlorenen Pässe, Bestechungsgeld war nicht nötig. Trotzdem dauerte die Prozedur recht lange, so dass es schon 14 Uhr war und die Sonne brannte.

Es war eine gute Fahrt, bis dann der Anhänger von Dieter Sehburger’s Fahrrad auf beiden Reifen Probleme machte.

„Die Sonne scheint unerbittlich auf uns herab. Wir fühlten uns eh schon ausgelaugt – und jetzt ohne Schatten Schläuche und Mäntel flicken? Wir waren zuvor an einfachen Behausungen etwas abseits der Straße vorbeigekommen. Wir beschlossen umzukehren, um dort um Schatten zu bitten.“

Auch diesmal trafen sie auf freundliche, hilfsbereite Menschen. Sie wurden in ein Zelt eingeladen. Auch hat der Hausherr bei der Reparatur der Reifen geholfen.

Freundliche Frauen im Beduinenzelt
Freundliche Frauen im Beduinenzelt
Kinder schauen begeistert auf Pfarrer Roller, der Gitarre spielt
Kinder schauen begeistert auf Pfarrer Roller, der Gitarre spielt
Die Männer flicken den Fahrradanhänger im Beduinenzelt
Die Männer flicken den Fahrradanhänger im Beduinenzelt
Die Schönheit der Wüste
Die Schönheit der Wüste
Geheimnisvolles Licht und Sträucher in der Wüste
Geheimnisvolles Licht und Sträucher in der Wüste
Zelt, Koffer und Fahhrad in der Wüste
Nachtlager in der Wüste
Wüstenhimmel
Wüstenhimmel

Weiter ging es über Sandpisten. Das eine der Straßen die Nationalstraße Nr. 1 war, hat nichts daran geändert, dass aufgrund der Verdunstungskälte schließlich die Fahrräder, das Gepäck und auch die beiden Fahrer mit klebrigem Sand überzogen waren.

Der Grenzübergang in den Senegal war unproblematisch und schnell. In Saint-Louis beginnt das Leben wohl erst abends.

„Die lauten Spektakel fanden alle draußen auf der Straße statt und legten eine unglaubliche Geräuschkulisse über die Stadt. Besonders laut waren religiöse Veranstaltungen mit riesigen Megaphonen (grausiger Klang) mit immer wiederkehrenden Gesangsphrasen. Aber wir sind auch auf viele Hochzeitsfeiern gestoßen, die alle auf der Straße aufgebaut waren und durchgeführt wurden.“

Nächtliche Strassen-Hochzeitsfeier in Saint-Louis

Wassernot

„Für die Wüste hatten wir uns immer mit ausreichend Wasser ausgestattet. Aber nun litten wir zum ersten Mal unter Wassernot. Noch nie im Leben habe ich solch ein Gefühl kennengelernt, dass im Mund alles zusammenklebt. Und wenn man einen kleinen Schluck Wasser darauf gießt, dann löst sich die Verklebung sofort, kommt aber nach wenigen Minuten umso schlimmer wieder.“

Dieter Sehburgers Fahrrad ohne Elektronik

Auf dem Weg nach Dakar fiel die Elektronik vom Fahrrad von Dieter Sehburger komplett aus.

„Des Öfteren heuerte er ein Moped an, dessen Fahrer seinen Oberarm zum Koppeln anbieten sollte, oder er hängte sich an einen Pferdewagen oder LKW an. Schliesslich fuhren wir auf getrennten Wegen in die Innenstadt von Dakar ein.“

Dieter Sehburger lässt sich mit seinem Fahrrad auf einem Pferdewagen mitnehmen.

In Dakar angekommen führte sie ihr Gastgeber durch die nächtliche Stadt. So waren sie in einem Grillshop und zwei Clubs. Doch wollten sie nicht die Nacht durchmachen und sind doch lieber frühzeitig ins Bett. Auch der nächste Tag sollte anstrengend werden.

Ungewollte mentale Erfahrung

Am nächsten Tag hat Dieter Sehburger ein paar Sachen im Hotel verschenkt oder in Verwahrung gegeben. So fuhr es sich leichter und er kam ganz ohne elektrische Unterstützung aus.

Das Hotel war unterste Kategorie und das Essen im Restaurant vorab war das „schlechteste Essen meines Lebens“. So war es nicht verwunderlich, dass Christoph Roller wieder mit Durchfall zu kämpfen hatte.

„Am nächsten Morgen war ich so geschwächt, dass ich nicht wusste, ob ich weiterfahren könnte. Die Kraft reichte auch nicht, um mich über mein Gepäck auf das Fahrrad zu schwingen. Ich musste mir eine hohe Bordsteinkante suchen, um aufzusteigen. Wie in Trance bin ich dann durch die Gegend geradelt und war sehr froh, dass ich elektrische Unterstützung hatte. Essen konnte ich nichts.“

Es herrschte wahnsinniger Verkehr und Rücksicht auf Fahrradfahrer was Fehlanzeige. Im Gegenteil, man ging davon aus, dass diese immer wieder in den Straßengraben auswichen. Nicht immer war das so schnell möglich.

„Schließlich schuppsten mich die Schaffner während des äußerst knappen Überholmanövers von der Straße. Da es mir an diesem Tag wirklich sehr elend ging, lernte ich neue Seiten an mir kennen, dass ich mich selbst erschrocken habe. Ich schrie sie auf Deutsch an „Ihr Arschlöcher“ und zeigte ihnen den Stinkefinger. Dass kann natürlich unberechenbare Aggressionen auslösen, die ich mit einer Friedensradtour nicht auslösen wollte.

Aber es kam anders. Als sie mich das nächste Mal überholten, grinsten sie und winkten.“

Grenzerfahrungen in Gambia

Die Grenze in Gambia hatte ihre Tücken.

„Die Ausreise aus dem Senegal wurde mir von dem Grenzbeamten zunächst verweigert. Er fand alte Stempel in meinem Pass und meinte, ich wäre illegal schon 3 Jahre im Land geblieben, obwohl das damalige Visum nur über 3 Monate gültig war. Aber dem Grenzbeamten konnte geholfen werden. Bis er begriffen hatte, dass wir aus Mauretanien eingereist sind und alle Stempel dann auch für ihn nachvollziehbar waren, hat nur etwas gedauert.“

Bei Dieter Sehburger war die Einreise aufwendiger.

„Er verschwand mit einem Beamten in einem anderen Büro. Hier wurden ihm ganz legal mit Quittung 100 Euro abgenommen, denn für Schweizer, die nicht Mitglied in der EU sind, besteht Visumspflicht. Immerhin ist das Visum für mehrfachen Grenzeintritt geeignet, so dass er auf der Rückreise nicht noch einmal bezahlen muss.“

Die Autofähre über den Gambia-Fluss muss mehrere Kilometer überbrücken. Es war schon sehr heiß und eng.

Dicht an Dicht stehen Fahrräder und Autos auf der Fähre über das Gambia Delta.
Dicht an Dicht stehen Fahrräder und Autos auf der Fähre über das Gambia Delta.

Treffen mit alten Bekannten

In Banjul ist Christoph Roller quasi zu Hause. Daher traf er eine ganz Reihe alte Bekannte. So traf er Lamin, den Kora-Spieler und Kora-Händler, dem er mal eine Valiha geschenkt hatte. Auch Ibrahim der Jembe-Trommel-Verkäufer war da.

Schließlich kam auch der Cousin von Sarjo. Christoph und Sarjo haben mit ihm in Neukirchen-Vluyn Workshops gemacht, in dem jeder eine eigene Trommel bauen konnte.

„Die Materialien dazu hatte er geschickt und wir konnten sie damals in Krefeld aus dem Zoll holen. Als Pfarrer im Gemeindedienst für Mission und Ökumene bin ich damals mit ihm über den Niederrhein gezogen und haben etliche Trommelworkshops in Schulen und Gemeinden durchgeführt. Das ist zwar alles nun lange her, aber in Gambia erinnern sich noch viele daran. Denn die Geschichte hatte in Gambia noch einen dramatischen Fortgang. Ungefähr ein Jahr danach ist Sarjo als junger Mann und junger Vater gestorben, vermutlich an einer Krankheit.“

Angekommen – mit großem Empfang

Am 23. Januar 2024 sind Christoph Roller und Dieter Sehburger in Abéné angekommen.

„Nun war es nicht mehr weit bis zur Grenze. Der Grenzübertritt war wieder ohne Probleme. In Diouloulou habe ich nochmals angerufen, dass wir gleich da sind. Schon vor Albadar (4 km vor Abéné) kamen uns einige Radfahrer entgegen, die uns eskortieren wollten, darunter auch ein paar von meinen alten Bekannten.

In Albadar ging es dann los mit einer Serie von Empfangsriten. Weitere alte Bekannte kamen, nahmen uns in die Arme, auch die Besitzerin des Camps, in dem wir wohnen würden. Sie hatten extra eine Kutsche mit Sitzen bestellt, in die wir für die letzten km umsteigen sollten. Eine Lehrerin der Grundschule Abéné, mit der ich schon sehr lange befreundet bin, hat ganze Klassen auf die Beine gestellt und sie mit Fahrrädern ausgerüstet. Ich möchte nicht wissen, was das für ein Aufwand gewesen sein muss, so viele Fahrräder fahrtüchtig zu machen. So stiegen wir nicht in die Kutsche sondern fuhren mit unseren Rädern durch die Kinder hindurch, die uns dann alle begleiteten. Die ganzen 4 km riefen sie – ja brüllten mehr – „Welcome Christoph, Welcome Christoph, Welcome …“.“

Einfahrt in Abéné Die Kinder begleiten ihn auf Fahrrädern und jubeln „Welcome Christoph“
In der Schule spielt die trommelband und Christoph darf mitspielen.
In der Schule spielt die trommelband und Christoph darf mitspielen.
Bei der Ankunft in der Schule tanzt Christoph den Kreistanz – mit Gitarre auf dem Rücken.
Christoph bedankt sich für den herzlichen Empfang.

„Es gab ein Festmahl. 3 Tischrunden waren gut besetzt. Einige Gäste aus Polen waren da, 4 Holländer, ein irisches Pärchen, ein Schweitzer, ein Deutscher, Gambier und Senegalesinnen.

Nach dem Essen wurde ich gebeten meine Gitarre auszupacken. Es wurde ein rauschendes Fest. Unter den Gästen waren viele musikalisch talentierte Gäste. Es wurde bis zum Umfallen gesungen und getanzt und improvisiert. Alle konnten einen Beitrag leisten und ein Lied aus ihrem Land einbringen. Auch jetzt wurde es wieder 2 Uhr nachts bis das Bett nach uns verlangte. Gute Nacht Abéné“

In der Nacht wird ein rauschendes Fest gefeiert. Einheimische und Gäste spielen und tanzen gemeinsam.

Zurück

In Abéné haben die beiden Peace Biker noch eine erholsame Zeit verbracht. Dieter Sehburger bleibt noch etwas länger und genießt den Urlaub im Senegal.

„Ich selbst habe mir das ehrgeizige Ziel vorgenommen, innerhalb von 8 Tagen die 6.500 km mit Fahrrad und Bus zurückzulegen. Der Plan scheint aufzugehen. Ich bin am Samstagmorgen aufgebrochen und sitze gerade in Marrakesch auf dem Busbahnhof und warte auf den Anschlussbus nach Tanger. Das heißt, den Senegal, Gambia, Mauretanien und den größten Teil Marokkos habe ich schon geschafft. Wenn alles so gut weiterläuft, komme ich am Samstag um 19:30 Uhr mit dem Flix-Bus in Duisburg an.“